Meine Betriebsweise von Bruder Adam, Franck-Kosmos Verlag, 7. Aufl., ISBN: 978-3-440-09185-2
Seit der ersten Auflage 1969 sind mehr als 50 Jahre vergangen. Bruder Adam ist in der Zwischenzeit verstorben. Sein Buch lebt weiter und das zu Recht.
Auf Bruder Adam geht die Zucht der Buckfastköniginnen zurück, die er sehr erfolgreich 72 Jahre betrieben hat. Wir haben es hier mit einen der wenigen Großmeister des Imkerhandwerks zu tun.
Mit 94 Seiten ist das eher ein kleines Werk, welches aber sehr dicht geschrieben ist und daher nur langsam und mehrmals gelesen werden sollte. In seinem Werk geht es nicht um seine Königinnenzucht, sondern wie der Titel verspricht, um seine Betriebsweise.
Die Nutzung von Dadant-Beuten im deutschen Sprachraum ist sicher eine Folge seines Wirkens. Den Vorteil der Dadant-Beute sah Bruder Adam darin, dass weder geschröpft noch Ableger gebildet werden mussten. Es wurde nur erweitert.
Als Berufsimker wurden seine Vorstellungen von wirtschaftlichen Zielsetzungen geprägt, so dass die Honigernte eine der wichtigsten Zielsetzung seiner Imkerei war. Seinen Erfolg ordnet er interessanterweise nicht seinem Beutensystem oder Betriebsweise zu, sondern seiner Königinnenzucht.
Interessant sind auch wieder aufgegebenen Maßnahmen, die heute wieder in Mode sind. Am Anfang seiner Imkertätigkeit war das Warmhalten der Völker über den Winter groß in Mode. Allerdings entwickelten sich die Völker im Folgejahr lustlos und mit geringem Honigertrag, so dass diese Maßnahme wieder verschwand.
Nett ist auch der Seitenhieb auf die deutsche Imkerschaft, jeder Imker habe seine eigene Betriebsweise, während in England jeder Imker seine eigene Schwarmverhinderungsmethode habe.
Dagegen sind verschiedene Maßnahmen von ihm heute wieder topaktuell. Zum Beispiel wurden Ende Juni, kurz vor der Haupttracht, ein Teil der Völker in mit Mittelwänden ausgestatteten Beuten umlogiert. Die auslaufende Brut wurde später den Wirtschaftsvölkern zurückgegeben. Dies hatte keine Auswirkung auf auf die Sommertracht.
Allerdings litt die Spättracht (Heide) so sehr, dass von dieser Maßnahme Abstand genommen wurde. (S. 28, Meine Betriebsweise). Als Folge konnte diese Art der periodischen Brutentnahme nicht mehr durchgeführt werden, so dass Bruder Adam zu “einem Kompromiss gezwungen” wurde. Die drei ältesten Waben kamen Ende Juni an die Außenseite des Brutnestes, davon wurden 2 vor der Wanderung in die Heide und der dritte im folgenden Frühjahr entfernt (S. 28, Meine Betriebsweise).
Lesenswert sind auch seine ultraknappen Erläuterungen zur Bienenzucht. Der Hauptteil beschäftigt sich mit seiner Vorgehensweise in der Klosterimkerei.
Beim Lesen sollte man berücksichtigen, dass der Heidehonig als Spättracht aus dem Dartmoor eine wichtige Tracht von Bruder Adam war. Dagegen gab es kaum nennenswerte Frühtracht. Dadurch erklärt es sich auch, dass er seine Königinnen im Frühjahr ausgetauscht hat, nachdem sie in kleineren Ablegern, die ein Viertel-Dandanbeutengröße hatten, über den Winter gebracht waren. So hatte er bereits vorgeprüfte Königinnen. Hier im Norden von Deutschland mit der Haupttracht Raps, wäre dies schwieriger zu bewältigen.
Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch
2022 Gökhan Gebel